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Sicher haben Sie schon in Ihrer Nachbarschaft oder bei Bürgervereinen oder anderen örtlichen Initiativen Erkundigungen eingezogen. Dort hat sich nämlich in der Summe einiges an Wissen und Erfahrungen gesammelt, das anzuzapfen sich lohnt. Sehr hilfreich sind Photos, Hochwassermarken oder andere Aufzeichnungen. Historische Wasserstandsmarkierungen, die ganz in der Nähe sind, lassen sich mit altertümlicher Schlauchwaagen-Technik einfach bis ans eigene Haus überführen.
Etwas anders ist die Lage, wenn Sie zwar den starken Verdacht hegen, Ihre Wohngegend könnte betroffen sein. Weil aber erst kürzlich gebaut, fehlen historische Daten. Für solche Fälle gibt es die Hochwassergefahren- bzw. Hochwasser-Risiko-Karten, die im Rahmen der europäischen HWRM-RL seit 2015 überall verfügbar sein müssen (> LINK für NRW!)
Wichtig zu wissen: Nicht alle Gewässer sind untersucht und kartiert worden, sondern nur solche, für die eine signifikante Gefahr angenommen wurde. Alle sechs Jahre (seit 2015) können Daten aktualisiert werden.
Wie stark das Gefährdungspotenzial ist, lässt sich mit der Methode des genauen Hinsehens oft schon abschätzen.
Muldenlage: Fällt das Gelände von allen Seiten zu Ihrer Adresse ab, besteht schon bei leichtem Gefälle eine erhöhte Gefährdung. Sowohl bei Ausufern eines benachbarten Gewässers wie bei Starkregen sammelt sich Oberflächenwasser in der „Badewanne“ und kann nur langsam abfließen. Die öffentliche Entwässerung (der „Kanal“) ist üblicherweise für statistisch 1 bis 5‑jährliche, eher selten für 10-jährliche Ereignisse dimensioniert.
Hanglage: Führt oft zu starken Strömungen mit Unterspülung. In ungünstigen Fällen staut sich Wasser oben und bricht durch Öffnungen (Türen, Fenster) ins Haus ein. Straßenzüge mit Gefälle können zu reißenden Backläufen werden.
Wer in Köln wohnt, hat Glück und kann sich gut informieren. Es gibt grundstücksgenaue Karten zu Rheinhochwasser, zu Starkregen und zu aufsteigendem Grundwasser („Grundhochwasser“)(>LINK)
Außerdem bieten die Stadtentwässerungsbetriebe Köln einen automatisierten „Risiko-Check“ an, der eine erste leichte Orientierung ermöglicht (> LINK)
WICHTIG!
Alle Gefahrenabschätzungen beruhen auf Modellen und Rechnersimulationen. Wer also mit Erstaunen feststellt: “Ich könnte bei einem Extremereignis am Rande vielleicht betroffen sein“, der sollte gewarnt sein. Schließlich sind auch Wasserstands- oder Wetterprognosen nur Prognosen. Es kann immer schlimmer kommen…
Und wem jetzt noch auffällt, dass er barrierefreie Zugänge und/oder ungesicherte Kelleröffnungen (Treppen, Fenster) hat, der sollte sich schleunigst um einen Hochwasserpass (> LINK) bemühen. Der zurzeit sachkundigste (und preiswerte) Risiko-Check.
Noch eine Randbemerkung:
Es gibt eine schnell wachsende Zahl von intelligenten bis raffinierten technischen Angeboten, wie das Eindringen von Wasser verhindert werden kann. Fast alle haben aber einen Nachteil: Man muss zu Hause sein, wenn es passiert! Einige wenige schließen automatisch. Die müssen regelmäßig gewartet werden und können trotzdem klemmen…
Am sichersten ist immer, das Risiko zu verkleinern und nicht den Schutz aufzurüsten. Heißt aber auch bereit zu sein, Nutzungseinschränkungen oder niedrigere Mieteinnahmen in Kauf zu nehmen (> LINK)
Diese Anregungen können nur einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Herausforderungen vermitteln. Patentlösungen gibt es nicht. Werden sie dennoch versprochen, ist Vorsicht angesagt…