Hochwassertage Köln 2014 im Rheinauhafen
Gut gemeint ist noch lange nicht gut: Öffentliches Risikobewußtsein tendiert gegen null
Im Jahre 2004 erlebten wir die letzte Veranstaltung zur Lage der Stadt in Sachen Hochwasser-Risiko. Nach zehn Jahre Abstinenz und unübersehbar gewordenen neuen Risiken und Herausforderungen war eine Anschlußveranstaltung überfällig. Ob aber die diesjährigen Tage überhaupt stattfinden würden, war bis kurz vor dem Termin gar nicht sicher. Daß es dann doch noch geklappt hat, ist dem gar nicht selbstverständlichen Engagement der Leute vom Rheinauhafen zu verdanken. Respekt und vielen Dank!
Hochwasser-Information ist das Kerngeschäft der Stadtentwässerungsbetriebe (StEB AöR) und der beteiligten (Dienst-)Stellen für Hochwasser und Hochwassereinsatz (StEB, THW, DLRG, Feuerwehr, Polizei, AWB…). Nicht direkt verantwortlich, aber mit von der Partie: Die Rheinenergie und die AWB von den Stadtwerken GmbH.
[Es fehlten: Amt für Öffentliche Ordnung, Amt für Straßen und Verkehrstechnik, die eine zentrale Rolle für den störungsfreien Ablauf einer Hochwasserwelle haben. Bei den (ungefährlichen) Hochwässern der letzten Jahre gab es schon große Defizite: Offenbar hat man dort die eigene Verantwortung immer noch nicht begriffen. Ebenfalls nicht dabei: die KVB, die angesichts gesperrter Straßen und folglich erschwerter Mobilität der Betroffenen wichtige Serviceleistungen erbringen müssen. Von der verdrängten Verletzlichkeit der U‑Bahn-Schächte gegenüber Hochwasser mal ganz abgesehen…].
Erstes Fazit: Dank an alle Beteiligten und die Organisatoren. Deren Engagement steht außer Zweifel.
Etwas mehr repräsentative Präsenz (Oberbürgermeister, Dezernenten, Medien…) wäre schon nicht schlecht gewesen, war doch insgesamt die Resonanz spärlich bis kläglich. Warum sollen Bürgerinnen und Bürger, Menschen aus Wirtschaft, Handel und Gewerbe sich über Hochwasser und andere unliebsame (Wasser-)Besuche (Starkregen zum Beispiel) kundig machen, wenn ihnen die Politik und die Medien ständig die Illusion vermitteln: „Köln ist sicher“?
Und daß für die städtische Bauplanung Sachen wie Risikomanagement, Bauvorsorge, Auflagen für Bauen in Risikogebieten, „Raum-für-den-Rhein“ – Prioritäten, kurzum: Sensibilisierung auf allen Gebieten alles Fremdwörter zu sein scheinen und das Dezernat Höing unerklärlich leichtsinnig agiert, sei neben der fehlenden Kommunikation mit den potentiell Betroffenen nur ganz am Rande erwähnt.
Für den langjährigen und weit über die Grenzen Kölns hinaus beispielgebenden Hochwasserschützer Reinhard Vogt war das ein letzter öffentlicher Auftritt als Leiter der Hochwasserschutzzentrale. Würden die Bürger nicht darauf vertrauen können, daß er der Bevölkerung weiter als kompetenter Ratgeber und als zuverlässige Informationsquelle zur Verfügung steht, wäre dies ein Grund zu lautem Klagen.
So kann es nur heißen: Danke für alles und auf zu neuen Ufern…
(Und gerade bei Hochwasser sollte man das Ufer nie aus dem Blick lassen!)
Zweites Fazit: Für die nächsten Hochwassertage (in zwei Jahren?) braucht es entweder kurz vorher ein sehr bedrohliches Rheinhochwasser oder ein neues Konzept (mit entschiedener Unterstützung der Politik und der Bürgerschaft) … [TK]